Das Mintos-Experiment und ich, der Angsthase

Im Oktober 2019 bin ich, wie viele andere auch, ins P2P-Geschäft eingestiegen. Das Peer-to-Peer (P2P)-Geschäftsmodell ist denkbar einfach. Privatpersonen leihen Privatpersonen für einen vorher festgelegten Zinssatz eine bestimmte Summe Geld. Den Kontakt zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer bieten Plattformen (z.B. Mintos oder Bondora), die sich insbesondere in den letzten Jahren stark entwickelt und vergrößert haben. Einen Überblick über die P2P-Landschaft in Europa bietet zum Beispiel Wallstreet-Online. Ein kurzes Update aktueller Nutzerzahlen und Investitionssummen zeigt allerdings deutlich die Bewegung am Markt.

PlattformNutzerzahlen
(Mai 2019)
Nutzerzahlen
(März 2020)
Investierte Summe
(Mai 2019)
Investierte Summe
(März 2020)
Mintos122.280*280.234
(+129%)**
2 Mrd. €*5,1 Mrd. €
(+155%)**
Bondora59.229*114.712
(+94%)***
196 Mio. €*364 Mio. €
(+86%)***

*Quelle: https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11436291-p2p-kredite-boom-ueberblick-peer-to-peer-landschaft-europa/all
** Quelle: https://www.mintos.com/de/
*** Quelle: https://www.bondora.com/de

(M)Ein Update nach knapp 5 Monaten mit Mintos

Für meinen Einstieg ins P2P-Geschäft wählte ich die lettische Plattform Mintos. Hier zahlte ich zu Beginn 125 € im Oktober 2019 ins Depot. Nach knapp 5,5 Monaten habe ich einen Gewinn von 4,10 € erzielt. Laut Mintos ergibt das eine Rendite von 9,11%. Durchschnittlich mache ich also knapp 0,75 € pro Monat. Das ist alles nicht so sehr spannend und entspricht ja eher Peanuts, verglichen mit den Kursverlusten der letzten Wochen oder den sonstigen Dividendeneinnahmen. Der Test brachte allerdings auch ans Licht, wie viele Kredite tatsächlich zu spät zurückgezahlt werden.

Mintos Logo
Nach Nutzerzahlen und Investitionssumme der Marktführer unter den P2P-Plattformen

Zwischenzeitlich hatte ich einen Kredit, der 60+ Tage in Verzug war. Dieser wurde, so die Darstellung im Konto, nach 60+ Tagen in Verzug mit der Buyback-Garantie von den Mintos-Kreditgebern zurückgekauft und mir als „buyback: Principal received“ wieder ins Depot gebucht. Diese Erfahrung war notwendig und sinnvoll, da in diesem Fall ein Totalverlust von 20 € deutliche Spuren im Depot verzeichnet hätte. Höchstwahrscheinlich wäre ich sogar ausgestiegen und hätte mein Geld wieder zurückgeordert. Ein Totalverlust, in diesem Fall von 1/6 des Geldes ist mir zuviel Risiko. Aber es kam ja zum Glück anders.

Die Buyback-Garantie

Basierend auf diesen Erfahrungswerten, habe ich meine Auto-Invest-Strategie angepasst. Ich habe grundsätzlich alle Kredite ohne Buyback-Garantie und auch alle Institutionen mit einer Bewertung schlechter als B- (daher C+ bis D) ausgeschlossen. Zusätzlich habe ich die Länge der Kredite auf 24 Monate begrenzt. Das beschert mir eventuell nicht die großen Renditen von 12% und mehr, gibt mir allerdings ein Gefühl von Sicherheit und Vernunft. Darauf aufbauend, habe ich Anfang März nochmal knapp 14 € aus meinem Sparschwein einbezahlt, immerhin ausreichend für einen weiteren Kredit. Derzeit sind von meinen zwölf Krediten zwei Kredite mit 1 – 15 Tage in Verzug. Insgesamt habe ich nun 142,82 € investiert, was lediglich 0,2% meiner gesamten Investitionssumme entspricht.

Mit knapp 142 € unterstütze ich zwölf Kreditnehmer. Davon sind zwei mit 1 – 15 Tagen in Verzug. Mit einem Profit von 4,10 € spricht Mintos von einer Rendite von 9,11%.

Der Corona-Krisentest

Durch den COVID-19 Coronavirus befinden wir uns im Krisenmodus. Grenzschließungen, Unterbrechungen von Lieferketten, Produktionsstops und Finanzspritzen sind die Auswirkungen einer Pandemie, dessen Ausmaß wir noch nicht kennen. Und die Auswirkungen auf das P2P-Geschäft kenne ich ebenso nicht. Beim Aktienkauf erwerbe ich Anteile an Unternehmen. Bei P2P-Krediten erwerbe ich quasi Schuldscheine. Wenn allerdings der Schuldner den Kredit, aus welchen Gründen auch immer, nicht zurückzahlen kann, dann sind mir die Hände gebunden.

Ich sehe die Corona-Krise daher als eine Art Stresstest für die P2P-Plattformen. Derzeit erleide ich nur geringe Verluste, sollten meine Kredite ausfallen. Ärgerlich, aber verkraftbar. Zusätzlich gibt es gerade jetzt auf dem Aktienmarkt einige Schnäppchen zu machen. Sollte sich das P2P-Geschäft und die Plattformen allerdings als krisensicher erweisen (ich befürchte allerdings das Gegenteil), so werde ich nach überstandener Corona-Krise meine Einzahlungen aufstocken und mehr ins P2P-Geschäft einzahlen. Die Renditen sprechen immerhin für sich und mein Zwischenfazit nach 5,5 Monaten ist grundsätzlich positiv.

Habt ihr Prognosen, wie sich die Corona-Krise auf den P2P-Markt auswirken wird? Gibt es bereits erste Indikatoren oder News diesbezüglich? Bei mir sind zwei Kredite mit 1-15 Tage in Verzug. Kein Beinbruch, aber ein Indikator? Noch weiß ich es nicht.
Würde mich freuen, ein paar Meinungen von Euch zu hören.


Es grüßt der FIRE-Stratege.

Schreibe einen Kommentar